Re: Philosophische Sprüche/Texte

166
Auf dem Weg ans Ufer

Ich werde nicht mit dir hinübergehen -
aber ich begleite dich bis an die Grenze.

Ich werde den Schmerz nicht von dir nehmen -
aber ich werde mit dir fühlen.

Ich werde die Angst nicht wegmachen -
aber ich stehe mit dir im Feuer.

Ich werde nicht verneinen was ist -
aber ich reiche dir die Hand,
auf der Suche nach dem Warum und dem Ja.

Ich werde dir keine Ratschläge geben -
aber ich werde dich hören.

Ich werde dich nicht aufgeben.
Ich werde dich loslassen,
wenn die Zeit kommt
und ich bin mit all meinem Respekt
und mit meiner Liebe
bei dir und deinem Weg,
bis ans Ufer.


Mu-un Ra

Re: Philosophische Sprüche/Texte

168
For my own part, I have never had a thought which I could not set down
in words with even more distinctness than that with which I conceived it.
There is, however, a class of fancies of exquisite delicacy which are not
thoughts, and to which as yet I have found it absolutely impossible to
adapt to language. These fancies arise in the soul, alas how rarely.
Only at epochs of most intense tranquillity, when the bodily and mental
health are in perfection. And at those weird points of time, where the
confines of the waking world blend with the world of dreams. And so I
captured this fancy, where all that we see, or seem, is but a dream within
a dream.
dios ha muerto

Re: Philosophische Sprüche/Texte

170
vom album

tales of mystery and imagination 1976
Die Texte des albums basieren auf Geschichten von Edgar Allan Poe.
auch die beiden folgealben sind ganz nett, es sei hier nur nebenbei erwähnt, für den fall, dass es jemanden interessieren sollte....
;)

i robot 1977
Der Titel des Albums ist der Titel einer Kurzgeschichtensammlung Isaac Asimovs (I, Robot). Eric Woolfson [anmerkung von mollech: kreativer kopf von a.p.project....] bezeichnete dieses Album als „A view of tomorrow through the eyes of today“.
und

pyramid 1978
Als Gegenstück zu „I Robot“ beschäftigt sich dieses Album mit dem alten Ägypten. Eric Woolfson bezeichnete dieses Album als „A view of yesterday through the eyes of today“.

seufz....
ist lange her...
dios ha muerto

Re: Philosophische Sprüche/Texte

171
Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlang lief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter.

Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

"Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"
"Ich... ich bin traurig", sagte die graue Gestalt.

Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief.
"Ach, weißt du", begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer.
"Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: 'Papperlapapp, das Leben ist heiter.' und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: 'Gelobt sei, was hart macht.' und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: 'Man muss sich nur zusammenreißen.' und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: 'Nur Schwächlinge weinen.' und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet..."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

"Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber... aber – wer bist du eigentlich?"

"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. "Ich bin die Hoffnung."

© Inge Wuthe

Re: Philosophische Sprüche/Texte

172
Be-geg(e)n-ung ist durch das "Gegenüber", en-counter durch das "Contra" charakterisiert. Begegnung bedeutet Betroffenwerden vom Wesen des Gegenüberstehenden, ein staunendes Zusammentreffen mit der Wirklichkeit des Anderen. Die Person entsteht durch den Widerstand in der Begegnung mit dem Anderen. Therapeutische Begegnung bedeutet ebenso Miteinander-Sein wie Einander-Gegenüber-Sein, heißt also auch, dem Selbst (als personzentriertem Terminus Technicus) Widerstand zu bieten, denn auch der Therapeut ist der Andere, das Gegenüber des Klienten, und nicht nur das Alter-Ego.
:herzen:

Es geht dabei um eine Haltung des Offenseins für Unerwartetes, des Staunens. Anders als in der üblichen Form des Erkenntnisgewinns, wo wir Unbekanntes in Bekanntes einordnen (...), ist der Weg des Erkennes hier radikal anders: Das Fremde, das Andere wird als wirklich Anderes in seinem Anderssein ernst genommen und in seinem eigenen Wert geschätzt, nicht in eine bekannte Kategorie eingeordnet (...). Sonst bliebe alles letztlich "Egologie" (...), also Rede vom Ich und vom Selben; im Gegensatz dazu handelt es sich hier um eine Epistemologie der Alterität (d.h. eine Erkenntnistheorie, die das Anderssein des Anderen bedenkt. Um es mit Levinas (...) zu formulieren: "Einem Menschen begegnen heißt, von einem Rätsel wach gehalten werden."
:herzen:

Begegnung setzt prinzipielle Absichtslosigkeit voraus. Das meint im Übrigen die Rede von der Nichtdirektivität, die eigentlich eine "facilitative responsiveness", eine förderliche Haltung des existentiellen Offenseins bedeutet.
:herzen:

Begegnung geschieht (...),"wo alle Mittel zerfallen sind", also "un-Mittel-bar", ohne Mittel, ohne Rezepte und vorbereitete Techniken, Methoden oder "Handwerkszeug". Die Haltung, die Begegnung möglich macht, ist vielmehr die Präsenz, die Gegenwärtigkeit.
:herzen:

aus: Peter F. Schmid - Eine zu stille Revolution? Zur Identität und Zukunft des Personzentrierten Ansatzes (2008)

Re: Philosophische Sprüche/Texte

173
Aitsch_Gee hat geschrieben:Be-geg(e)n-ung ist durch das "Gegenüber", en-counter durch das "Contra" charakterisiert. Begegnung bedeutet Betroffenwerden vom Wesen des Gegenüberstehenden, ein staunendes Zusammentreffen mit der Wirklichkeit des Anderen. Die Person entsteht durch den Widerstand in der Begegnung mit dem Anderen. Therapeutische Begegnung bedeutet ebenso Miteinander-Sein wie Einander-Gegenüber-Sein, heißt also auch, dem Selbst (als personzentriertem Terminus Technicus) Widerstand zu bieten, denn auch der Therapeut ist der Andere, das Gegenüber des Klienten, und nicht nur das Alter-Ego.
:herzen:

Es geht dabei um eine Haltung des Offenseins für Unerwartetes, des Staunens. Anders als in der üblichen Form des Erkenntnisgewinns, wo wir Unbekanntes in Bekanntes einordnen (...), ist der Weg des Erkennes hier radikal anders: Das Fremde, das Andere wird als wirklich Anderes in seinem Anderssein ernst genommen und in seinem eigenen Wert geschätzt, nicht in eine bekannte Kategorie eingeordnet (...). Sonst bliebe alles letztlich "Egologie" (...), also Rede vom Ich und vom Selben; im Gegensatz dazu handelt es sich hier um eine Epistemologie der Alterität (d.h. eine Erkenntnistheorie, die das Anderssein des Anderen bedenkt. Um es mit Levinas (...) zu formulieren: "Einem Menschen begegnen heißt, von einem Rätsel wach gehalten werden."
:herzen:

Begegnung setzt prinzipielle Absichtslosigkeit voraus. Das meint im Übrigen die Rede von der Nichtdirektivität, die eigentlich eine "facilitative responsiveness", eine förderliche Haltung des existentiellen Offenseins bedeutet.
:herzen:

Begegnung geschieht (...),"wo alle Mittel zerfallen sind", also "un-Mittel-bar", ohne Mittel, ohne Rezepte und vorbereitete Techniken, Methoden oder "Handwerkszeug". Die Haltung, die Begegnung möglich macht, ist vielmehr die Präsenz, die Gegenwärtigkeit.
:herzen:

aus: Peter F. Schmid - Eine zu stille Revolution? Zur Identität und Zukunft des Personzentrierten Ansatzes (2008)
http://www.youtube.com/watch?v=dY5_45uOT2w :herzen:
funny how fallin' feels like flyin' for a little while

Re: Philosophische Sprüche/Texte

175
Heute auf einer Karte erhalten:


Oft erleiden wir Schiffbruch-
ohne unterzugehen,
oft stürzen wir von Klippen-
ohne zu zerschellen,
oft öffnet sich die Erde-
ohne uns zu verschlingen,
zuletzt hast du mich gerettet, dafür sage ich DANKE.


:bow: :herzen:


Ursprung gegoogelt - und gefunden:

Oft erleiden wir Schiffbruch ohne unterzugehen,
oft stürzen wir von Klippen ohne zu zerschellen,
oft öffnet sich die Erde ohne uns zu verschlingen,
oft fängt uns der Engel auf, ohne dass wir danken...


Gräfin zu Solms-Wildenfels

:denk:

Re: Philosophische Sprüche/Texte

177
anima hat geschrieben:Wie einfallsreich und kreativ :D
Könnte man meinen und ist natürlich auch 'ne Sichtweise. ;)
Gestern war das mehr so: von der überdimensionierten Karte aufschauen (hab an der Handschrift etwas entziffern müssen, es gab noch weitere Sätze, die ich besser lesen konnte...), und mit Tränen der Rührung in die Augen des Überbringers schauen, die ebenfalls im Wasser stehen. Sich in die Arme fallen und nirgendwo lieber sein wollen in genau diesem Augenblick - mit dem Wissen um den anderen, seine Geschichte(n), die gemeinsam durchstandenen Ach und Wehs wie auch gemeinsam verbrachten Freudentage...
Mein Weggefährte seit mittlerweile, hm, 25 Jahren. :)

Re: Philosophische Sprüche/Texte

179
Der Indianer und die Wölfe

Ein alter Indianer erzählte seinem Enkel von einer großen Tragödie und wie sie ihn nach vielen Jahren immer noch beschäftigte. „Was fühlst du, wenn du heute darüber sprichst?“ fragte der Enkel. Der Alte antwortete: „Es ist als ob zwei Wölfe in meinem Herzen kämpfen. Der eine Wolf ist rachsüchtig und gewalttätig. Der andere ist großmütig und liebevoll.“ Der Enkel fragte: „Welcher Wolf wird den Kampf in deinem Herzen gewinnen?“ „Der Wolf, den ich füttere!“, sagte der Alte.
~ Resting in Peace ~

Re: Philosophische Sprüche/Texte

180
Da ich immerwieder darauf verweise.. und es wohl noch öfter tun werde. :)

Der Weg mit Herz

Jedes Ding ist eins von Millionen Wegen. Darum musst du immer daran denken, daß ein Weg nur ein Weg ist.

Wenn du fühlst, dass du ihn nicht gehen willst, musst du ihm unter gar keinen Umständen folgen.

Um so viel Klarheit zu haben, musst du ein diszipliniertes Leben führen. Nur dann wirst du wissen, daß ein Weg nur ein Weg ist, und dann ist es für dich oder für andere keine Schande, ihm nicht zu folgen, wenn es dein Herz dir sagt.

Aber deine Entscheidung, auf dem Weg zu bleiben oder ihn zu verlassen, muss frei von Furcht oder Ehrgeiz sein. Ich warne dich. Sieh dir den Weg genau und aufmerksam an. Versuche ihn, so oft es dir notwendig erscheint. Dann stell dir, und nur dir selbst, eine Frage. Diese Frage ist eine, die sich nur alte Männer stellen:

Ist dieser Weg ein Weg mit Herz?
Alle Wege sind gleich: sie führen nirgendwo hin.
Ist es ein Weg mit Herz?
Wenn er es ist, ist der Weg gut; wenn er es nicht ist, ist er nutzlos.
Beide Wege führen nirgendwohin, aber einer ist der des Herzens, und der andere ist es nicht.
Auf einem ist die Reise voller Freude, und solange du ihm folgst, bist du eins mit ihm.
Der andere wird dich dein Leben verfluchen lassen. Der eine macht dich stark, der andere schwächt dich.

Ein Weg, der kein Herz hat, ist niemals schön. Du musst hart arbeiten, um ihn auch nur einzuschlagen.
Andererseits ist ein Weg mit Herz sehr einfach; um ihn gerne zu haben, musst du nicht arbeiten.

Don Juan Matus
(Carlos Castaneda)

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

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